Eine Nachbetrachtung zur Anastasia-Kino-Doku

vom 26.01.2020 im Lichtwerk Bielefeld

„Ich möchte das Thema sichtbar machen“, sagt Oberstleutnant Anastasia Biefang. (Missing Films)

Heike F. Frank (links) und Anastasia Biefang (rechts) bei der Podiumsdiskussion im Lichtwerk Bielefeld am 26.01.2020

„Bielefeld ist geil!“

Das sagte die Hauptdarstellerin Anastasia Biefang bei der Verabschiedung nach einem tollen Filmabend https://www.youtube.com/watch?v=921NX2zRl5o im Lichtwerk-Kino am letzten Sonntag.

Am Abend des 26. Januar konnten die Besucher*innen des Dokumentarfilms „Ich bin Anastasia“ die Hauptdarstellerin im ausverkauften großen Kinosaal auch persönlich kennenlernen und mit ihr ins Gespräch kommen. Ein Highlight für das Lichtwerk-Kino und für das Publikum war die sich anschließende Fragerunde mit ihr. Es ging dabei um das sensible wie komplexe Thema als Transgender in der Bundeswehr.

Anastasia Biefang ist in der Geschichte der Bundeswehr die erste trans* Frau, wie sie von sich sagt, im Rang eines Oberstleutnant. Sie ist darüber hinaus auch Bataillonskommandeurin über 750 Soldat*innen.

Der Film erzähl die Geschichte von Anastasia Biefang, die bei ihrer Geburt das Geschlecht „männlich“ zugewiesen bekam. Dabei ging es ihr mit ihrem Aufklärungsfilm gar nicht so sehr um die Bundeswehr, sondern um eine Aufklärung über transidente Menschen allgemein. Es ging ihr um Menschen, die in unserer Gesellschaft noch immer nicht in der Mitte angekommen sind, die stigmatisiert und marginalisiert werden – sie wollte und sie hat sie damit deutlich sichtbar gemacht.

Ein wirklich sehenswerter wie einfühlsamer Filmbeitrag von einer wunderbaren Frau zu dieser Thematik.

Heike Freia Frank von der SHG Bielefeld und OWL – Selbsthilfegruppe transidenter Menschen, selbst Betroffene, freute sich darüber Anastasia die Fragen zur Thematik Transidentität stellen zu dürfen, die der Film offen gelassen hatte. Das Publikum beteiligte sich rege und dankbar durch häufige Beifallsbekundungen und war offensichtlich über die offene, erfrischende und umgängliche Art von Anastasia sehr angetan. Diese antwortete auch auf sehr persönliche Fragen mit einfühlsamer Ernsthaftigkeit und verstand es ihr Publikum mitzunehmen.

Zu ihrer Motivation befragt, so einen Film zu machen, betonte sie, mit ihren Erfahrungen mit ihrer Transition auf das Thema aufmerksam zu machen. Anastasia Biefang ist eine starke Persönlichkeit, die im Leben steht, die sich bewusst und selbstbewusst dem Weg der Geschlechtsangleichung gestellt hat. Zu ihrer Rolle als Frau in der Bundeswehr und im Leben meint sie schlicht: „Wir müssen nicht die besseren Männer sein, sondern einfach tolle Frauen.“

Heike Freia war mit ihrer Fragestellung darauf bedacht, Anastasia als Betroffene, sie als Menschen zu präsentieren und dem Publikum zu weiteren Erkenntnissen zu verhelfen, was auch sehr gut und mit Beifall angenommen wurde. Anastasia machte sehr deutlich, dass es ihr um ein selbstbestimmtes Leben geht und letztlich auch ums Glücklichsein.

Zum Ende bedankte sich Heike Freia bei der Hauptdarstellerin für ihr Kommen und ihren tollen Auftritt sowie auch bei allen an der Organisation des Filmabends Beteiligten, dem Arbeitskreis Homosexueller Angehöriger der Bundeswehr e.V. (AHsAB e.V.), bei BIEqueer, ihrer eigenen Selbsthilfegruppe für transidente Menschen und sie bedankte sich auch für die gute Arbeit der Gleichstellungsstelle der Stadt Bielefeld bei Frau Friederike Vogt. Viele Besucher*innen äußerten im anschließenden Gespräch vielfach den Wunsch viel mehr über diese Thematik erfahren zu wollen.

Nach der Veranstaltung stellte sich Anastasia Einzelfragen zur Verfügung. Dabei betonte sie, dass geschlechtliche Vielfalt ein Menschenrecht ist und dieses habe auch in der Bundeswehr zu gelten. Mit dem Arbeitskreis, deren stellvertretende Vorsitzende Anastasia ist, ist sie auch Ansprechpartnerin für Kooperation & Netzwerkarbeit sowie Ansprechpartnerin für Trans* und Inter*. Sie wird ihre Aufklärungsarbeit in der Truppe auf jeden Fall fortsetzen, sagte sie bei der Verabschiedung.

Und dann rief sie den Anwesenden freudig und lachend zu: „Bielefeld ist geil!“